Deine Kunden wollen ihre gekauften Produkte nicht nur schnell, sondern auch kostengünstig erhalten. Das macht die Auftragsabwicklung (Fulfillment) von Kundenbestellungen zu einer Herausforderung. Egal ob E-Commerce Shop, B2B Unternehmen oder Einzelhandel, jeder Händler steht vor der gleichen Herausforderung: Wie viel darf meine Logistik kosten und worauf muss ich achten? Wie viel du an Logistikkosten für Warenlagerung, Fulfillment und Versand ausgibst, hängt insbesondere davon ab, ob du über ein eigenes Warenlager verfügst und die Auftragsabwicklung selbst erledigst oder einen professionellen Lagerlogistiker und Fulfillment-Anbieter einsetzt. Bei schnell wachsenden Umsätzen und steigenden Kundenbestellungen leidet oft die Abwicklungsschnelligkeit und -qualität, wenn man die Lagerung, das Verpacken, und den Versand selber macht. Um deine Kundenbestellungen innerhalb weniger Stunden abzuwickeln und dadurch u.a. Next-Day Lieferungen für jede Kundenbestellung zu ermöglichen, eignen sich professionelle Third-Party Logistics (3PL) Anbieter oder auf Deutsch: Kontraktlogistiker. In diesem Artikel erklären wir, wie Logistikkosten und -preise für die verschiedenen Arbeitsschritte während Warenlagerung, Auftragsabwicklung (Fulfillment), Versand und Retouren entstehen und an welchen Durchschnittspreisen du dich orientieren solltest, um so den richtigen 3PL Partner für dein Online-Business zu finden.
Wieso variieren Logistikkosten überhaupt?
Zeit und Volumen sind die Hauptfaktoren, welche die Logistikkosten bestimmen. Je standardisierter und frequentierter die Logistikaufgaben entlang der Lieferkette absolviert werden, desto höhere Effizienz und Skaleneffekte können erzielt werden. Das führt wiederum zu geringerem Zeitaufwand pro erfüllter Kundenbestellung und somit zu niedrigeren Logistikkosten. Für Onlinehändler ist es leider oft problematisch, ein vollständiges Verständnis der Logistikkosten zu erlangen, da der Lagerlogistik- und Fulfillment-Markt in Deutschland und Europa sehr intransparent ist. Allein in Deutschland gibt es über 1.000 spezialisierte Kontraktlogistiker für jegliche Produktkategorien. Logistikpreise variieren bei gleichen Fulfillment-Aufträgen und gleichem Service-Level teilweise um bis zu 50%. Ein weiterer Grund, wieso es schwankende Preise in der Kostenstelle Logistik gibt, liegt an den betrieblichen Abläufen in den Lagerhäusern der 3PLs. Beispielsweise können Pick- und Packwege variieren, es gibt Unterschiede im Produktfokus und im operativen Know-How des 3PLs, oder Verträge mit Versanddienstleistern wie DHL, GLS und DPD unterscheiden sich. Demnach weichen Lagerlogistik-, Fulfillment- und Versandkosten der Anbieter oftmals dramatisch voneinander ab. Bei der Suche nach einem geeigneten Kontraktlogistiker solltest du daher mehrere Logistikangebote von unterschiedlichen Anbietern anfragen und dir über die allgemeinen Preisspannen bewusst sein.Logistikkosten: Typische Kostenstellen für Lagerlogistik, Fulfillment, Versand und Retouren
Unterschiedliche Logistikkosten entstehen durch viele Faktoren. Daher beziehen sich Kosten und Preisspannen in diesem Artikel auf Durchschnittswerte. Die typischen Logistikkosten lassen sich dabei in verschiedene Komponenten aufgliedern, abhängig davon, in welcher Phase sich das Produkt im Logistikprozess aufhält.Praxisbeispiel: Damit du besser nachvollziehen kannst, wie hoch diese Kosten sein können, orientieren wir uns im weiteren Verlauf des Artikels anhand eines fiktiven Beispiels. Bei der Lagerung und dem Verpacken beziehen wir uns auf dein trendiges Produkt: “Oma’s Beste - Vegane Himbeer-Marmelade. Was Altes mal Neu”. Deine Marmeladengläser bestehen aus recyceltem Braunglas, haben ein Fassungsvermögen von 250gr und 500gr und werden sortenrein in 10er Boxen auf Mischpaletten zum Warenhaus angeliefert.
Logistikkosten im Wareneingang entstehen durch die Produktkategorie, SLAs, und SKUs

- der Umfang von Service Level Agreements (SLAs)
- die Anzahl der verschiedenen Stock-Keeping-Units (SKUs)
- die Menge jeder Produktart
Praxisbeispiel: Im Beispiel deiner Produktlinie “Oma’s Beste” sprechen wir von zwei unterschiedlichen SKUs: die gefüllten Marmeladengläser gibt es als 250gr oder als 500gr Version. Es würde sich dabei empfehlen, bei Wareneingang die Mischpaletten generell auf Sichtprüfung zu untersuchen und einzelne 10er Boxen auf Glasbrüche stichprobenartig zu prüfen.
Kosten während der Warenlagerung sind abhängig von genutzten Stellplatzflächen, der Lagerflächenart und der Temperaturkontrolle

Praxisbeispiel: Im Falle deiner Himbeer Marmelade reicht eine Lagerung bei Zimmertemperatur (15-20° C) aus. Da deine SKUs bereits auf Paletten zum Lagerhaus angeliefert wurden, solltest du Palettenstellplätze verwenden. Letzteres eignet sich vor allem, wenn du eine hohe Durchlaufrate hast und alle zwei Wochen eine Aufstockung des Inventars vornimmst, um deine monatliche Lagerdichte hochzuhalten und dadurch die Kosten pro gelagerten Artikel senkst.
Pick- & Packprozesse – die schwierigste, aber auch wichtigste Kostenstelle

Praxisbeispiel: Zurück zum Praxisbeispiel deiner Marke: Oma’s Beste. Aus einem Logistikstandpunkt heraus, würde es sich für deine Produktreihe durchaus rentieren, wenn du nicht nur eine Geschmacksrichtung, sondern mehrere Variationen lagerst und als Kombi-Pack auf deinem Onlineshop verkaufst; sprich du verfügst nicht nur über die Geschmacksrichtung Himbeere, sondern auch Kirsche, Erdbeere und Mandarine. Es rechnet sich vor allem dann für dich, wenn mehr als nur ein Pick pro Bestellung beim Kommissionierungsprozess stattfindet, denn der zweite oder dritte Pick ist umso billiger, was letztlich die durchschnittlichen Kosten pro verkauften Artikel und pro Bestellung senkt.
Versand- und Transportkosten: Wie schnell und auf welche Art muss geliefert werden? Wie oft? Wie groß ist das Paket? Und welchen Vertrag hast du?
Nachdem die Artikel der Kundenbestellung vorbereitet und verpackt wurden, geht es weiter mit dem Versand der Ware. Dabei kannst du entweder KEP-Dienstleister (Kurier-, Express- und Paketdienste) oder Speditionen einsetzen. Letzteres ist üblich für den Versand von größeren Bestellmengen und schweren Produkten, wie beispielsweise bei B2B- oder Einzelhandel-Bestellungen. Die gängigsten Versandanbieter in Deutschland sind: DHL, DPD, UPS, GLS und Hermes. Die Kosten der Versandleistung hängen maßgebend von der Art der Versanddienstleistung, der jährlichen Menge, der Vertragsart und den Standardmaßen der zu verschickenden Pakete ab. Typische Versandkosten für die deutschlandweite Zustellung eines Pakets mit einem Gewicht von weniger als 2kg liegen zwischen 3,00-3,30€ und für größere Pakete mit einem Gewicht von bis zu 31,5kg zwischen 3,50-4,00€. Internationale Tarife können je nach Land, Gewicht und Versandanbieter weitaus stärker variieren. Transportkosten für Palettenversand können nicht pauschal berechnet werden und müssen individuell beim Versanddienstleister angefragt werden. Laufzeiten, Nebengebühren wie Maut und Treibstoffzuschlag und vor allem das tatsächliche Gewicht bzw. das Volumengewicht, beeinflussen dabei die Transportkosten. Das Volumengewicht berechnet sich wie folgt: Länge (M) x Breite (m) x Höhe / Sperrigkeitsvereinbarung (cmb). Beispielsweise kann der Versand einer Palette mit 50kg (bzw. 0.48cbm) von Köln nach München und einer Laufzeit von 24h-48h zwischen 45,00-70,00€ pro Sendung variieren. Im Falle von Palettenversand, solltest du also direkt bei einem geeigneten 3PL den Preis pro Sendung anfragen. Alternativ kannst du auch indikative Preise für Palettenversand bei online Versandplattformen wie anfragen. Bei Gesprächen mit professionellen 3PLs bzw. Lagerlogistikern wird dir jedoch schnell bewusst, dass 3PLs ein deutlich attraktiveres Preisniveau besitzen. Das liegt vor allem daran, dass professionelle Anbieter spezielle Rahmen- oder Mandantenverträgen mit Versanddienstleistern haben.Logistikkosten – Was kosten mich Retouren?
Für den Fall, dass Kunden ihre Bestellung erhalten und damit nicht zufrieden sind, haben sie fast immer die Möglichkeit, Produkte zurückzugeben. Je nach Industrie und Produktart variieren die Retourenquoten und damit auch die Relevanz ihrer Kosten stark. Bei der Retoure von Produkten fallen im Wesentlichen drei Logistikkosten an:- Versandkosten
- Generelle Kosten
- Zusatzkosten
Logistikprozess - Phase: | Logistikkosten -Kategorie: | Durchschnittskosten - Paket | Durchschnittskosten -Palette |
Wareneingang | Lagerkosten | 3,00-4,50€ | 3,50-6,00€ |
Lagerung | Lagerkosten | 0.80-3.50€ pro Monat | 6.00-9.00€ pro Monat (CCG1 EURO Palette) |
Pick & Pack (Kommissionierung) | Fulfillment-Kosten |
Ein-Produkt-Bestellung: 1.20-1.70€*
Zusätzlicher Artikel: 0.10-0.50€*
Verpackungsmaterial: 0.20-0.50€ per cardbox *für große Händler (mit 10,000+ Bestellungen pro Monat) können niedrigere Kosten verhandelt werden |
Siehe Absatz: Pick & Pack |
Versand | Transportkosten | Weniger als 2kg: 3.00-3.30€ Bis zu 31.5kg: 3.50-4.00€ |
Siehe Absatz: Versand |
Retoure | Transportkosten | 2.00-4.00€ | Siehe Absatz: Retouren |
Mit welchen versteckten Kosten muss ich sonst noch rechnen?
Stell dir folgendes Szenario vor: Wenn deine Kunden Bestellungen in deinem Onlineshop aufgeben, müssen die Informationen auf irgendeine Art und Weise an das Lagerverwaltungssystems (WMS) des Kontraktlogistikers übermittelt werden. Denn erst wenn der 3PL-Anbieter die Auftragsinformationen von dir oder deinem Operations-Team erhalten hat, kann er mit der Auftragsabwicklung der Bestellungen beginnen. Ab diesem Zeitpunkt kann dir dein Kontraktlogistiker wichtige Logistikdaten übermitteln, wie beispielsweise KPIs zur Auftragserfüllung, zum Fulfillment-Status des Auftrags oder der Lagerbestände deiner verschiedenen Produkte. Wenn dein Onlineshop über Shopify, Magento oder diverser anderer Händlersysteme aufgesetzt ist, muss dir klar sein, dass täglicher Datenaustausch das A und O für dein Tagesgeschäft ist. Damit du operative Transparenz erlebst und nicht mit einer „Black-Box“ arbeitest, muss dieser Datenaustausch überhaupt erst stattfinden. Wenn dieser Datenaustausch per E-Mail, Excel-Listen oder sonstigen manuellen Arbeitsschritten stattfindet, können dementsprechend weitere indirekte Kosten bei dir im Unternehmen und beim Kontraktlogistiker anfallen.